Stolpersteine-App

Alle Stolpersteine in Bremen in der App „Stolpersteine Digital“ verfügbar
Die Landeszentrale für politische Bildung bietet mit mehreren Partnern die App „Stolpersteine Digital“ an, in der die Biografien von Opfern des Nationalsozialismus digital abgerufen werden können.
Die App wurde entwickelt von dataport AöR, dem gemeinsamen Kommunikationsdienstleister der Verwaltungen der vier Länder Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt. Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung einer Dataport-App für Schleswig-Holstein nun für Bremen.
Seit November 2024 gibt es die App zu den "Stolpersteine Digital" zum Herunterladen
Sie kommt im Land Bremen erstmals im unmittelbaren schulischen Zusammenhang zum Einsatz, denn sie ist ab sofort auf allen 100.000 schulischen Tablets installiert. Und sie arbeitet mit Texterkennung durch die Kamera des Smartphones oder Tablets, das heißt die Schrift auf dem Stein wird erkannt und führt ohne Standortfreigabe sofort zu den Biografien der Personen, an die der Stein erinnert. Der Stein an sich ersetzt damit QR-Codes beziehungsweise Links und macht Informationen ohne einen Medienbruch abrufbar. Außerdem bietet die App die Möglichkeit der Anteilnahme, in dem virtuell eine Kerze und ein kurzer Text an dem Stein zu platziert werden kann. Beides ist dann eine Woche lang in der App zu sehen.
Gegen das Vergessen
"Die Stolpersteine sollen dem Vergessen entgegenwirken und das Leben jener Menschen symbolisch sichtbar machen, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden: Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Opfer der 'Euthanasie', politisch Verfolgte, Jehovas Zeugen und Homosexuelle. Angesichts von steigendem Rechtspopulismus und Demokratieverdrossenheit ist dies heute wichtiger als je zuvor. Besonders um junge Menschen mit diesem Thema zu sensibilisieren, muss die Erinnerungskultur neue Wege gehen. Die Einführung einer Stolperstein App ist daher ein sehr wichtiger nächster Schritt, um sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus und seinen Folgen bis in die Gegenwart auseinandersetzen" so Dr. Thomas Köcher, Leiter der Landeszentrale für politische Bildung Bremen.
Zum Start sind die Biografien der 800 in der Stadt Bremen verlegten Stolpersteine enthalten. Die Lebensläufe hinter den 154 Steinen in der Seestadt Bremerhaven folgen sukzessive im Laufe des Jahres 2025.
Durch die Arbeit der Landeszentrale für politische Bildung Bremen, des Kulturamtes Bremerhaven, der Vereins "Erinnern für die Zukunft e.V." und durch viel Engagement von Bürgerinnen und Bürgern ist das Stolpersteinprojekt auch in Bremen und Bremerhaven mit Leben erfüllt. Die Menge der in diesem Zuge zusammengetragenen und vorliegenden Informationen, insbesondere den Biografien der Opfer, soll durch "Stolpersteine Digital" erstmals direkt für den Einsatz in Schule digital nutzbar gemacht werden.
Ziele des Projektes "Stolpersteine Digital"
- Sensibilisierung für politische Geschichte und Wissensvermittlung zur lokal verortbaren Realität von Verbrechen gegen die Menschlichkeit am Beispiel persönlicher Schicksale von NS-Verfolgten. Die Schülerinnen und Schüler erhalten verlässliche Informationen, mit denen sie besonders eindrücklicher Weise selbstwirksam arbeiten können. Wenn sie an Orten ihres unmittelbaren Lebensumfeldes erkennen, dass und auf welche Weise Menschen nur schwer vorstellbares Leid erfahren haben, werden sie ihre Umgebung künftig auch in erweiterter Form wahrnehmen.
- Vertiefender Umgang mit dem schulischen iPad als Lehr- und Lernmittel. Das iPad aus der mit Hilfe des Digitalpakts1 etablierten 1:1-Ausstattung aller Schülerinnen und Schüler wird als Scanner im physischen Stadtraum genutzt und dient zugleich als Medium zu Tausenden hinterlegten Informationen. Durch die Integration interaktiver Inhalte und Elemente, die speziell für den Einsatz im Unterricht konzipiert sind, sollen Lernende in Zukunft aktiv in den Weiterentwicklungsprozess eingebunden werden. Dadurch erfahren sie nicht nur die Nutzung digitaler Technik als Konsumierende, sondern können sie partizipativ mitgestalten. Lehrkräfte können die App als Werkzeug zur vertieften Auseinandersetzung mit Erinnerungskultur nutzen und die Schüler im selbstgesteuerten, forschenden Lernen begleiten – das bietet den Schülerinnen und Schüler bereits einen breiten Erfahrungsgewinn.
- Vermittlung allgemeinen historischen Wissens zu den Städten Bremen und Bremerhaven weit über die politische Dimension hinaus.Mit der App wird die die Vermittlung historischen Wissens zu Bremen und Bremerhaven auf einer persönlichen und greifbaren Ebene gefördert, die über die politische Dimension hinausgeht. Die Möglichkeit, Biografien der Opfer zu lesen und virtuell Kerzen an authentischen Orten zu platzieren, schafft eine emotionale Verbindung zur Geschichte der Städte und veranschaulicht das Alltagsleben und die Schicksale der Menschen jenseits abstrakter historischer Daten. Die App verbindet moderne Technik mit historischen Inhalten und schafft so eine lebendige Form der Erinnerung, die tiefes Verständnis und Empathie fördert.
Die App kann kostenlos im Apple Store sowie im Google Play Store heruntergeladen werden.
Ansprechpartner
Tobias Peters
Telefon: 0421-361 20 98 | Mail: tobias.peters@lzpb.bremen.de